Rafting, Abseiling, Bungee-Jumping: Die Victoriafälle machen alle Welt verrückt.
Rafting an der Himmelsgrenze der Victoriafälle
Spätestens am Highway to Heaven ist Schluss. Die Schlauchboote schwanken wie Nussschalen, geraten ins Trudeln und stürzen eins nach dem anderen um. Die mit grellroten Schwimmwesten ausgestatteten Gäste stoßen spitze Schreie aus und landen dann laut prustend in den Strudeln des mächtigen Zambezis. Amon grinst vor Freude. Er ist Rafting-Guide und liebt den Nervenkitzel in und am Wasser. Am liebsten lotst er seine Passagiere durch die gischtsprühenden Wirbel unterhalb der donnernden Victoriafälle und lässt sie an der „Autobahn zum Himmel“, in der „Waschmaschine“ oder am „Selbstmord“ in ihren Booten wilde Kreisel drehen.





Sprudelnde Abenteuer am Länderviereck der Victoriafälle
Gekreischt wird viel an diesem Ort: beim Bungee-Jumping von der stählernen Victoria Falls Brücke, beim Abseiling über zackig-scharfe Felsenwände und in der Regendusche, die auf Spaziergänger niederprasselt, die sich den mächtigen Wasserfällen nähern. Mitten in Afrika, dort wo wenige Kilometer entfernt Zimbabwe, Zambia, Botswana und Namibia ein Vierländereck bilden und die Uhren gewöhnlich langsam ticken, spielen alle verrückt. Grund: die Victoriafälle – der Rauch, der donnert.


Kühles Nass in unfassbaren Mengen
Doch der Rauch donnert nicht nur, er spritzt auch wie verrückt. Sue aus Japan hat ihren pinkfarbenen Regenschirm aufgespannt und trippelt Richtung Abbruchkante, wo sich das Wasser des Zambezis rund hundert Meter krachend in die Tiefe stürzt. Ein pitschnasses Pärchen in safarigrünen Ganzkörper-Regencapes und Flip-Flops kommt ihr entgegen und lächelt mitfühlend. Wenige Minuten später weiß Sue, warum ein Regenschirm dieser Naturgewalt kaum etwas entgegensetzen kann. Mehr als 500 Millionen Liter Wasser in der Minute donnern hier bei Hochwasser auf einer Breite von mehr als 1000 Metern in die Schlucht.
Die Gischt schleudert noch weit über die Abbruchkante hinaus in den Himmel, so dass sich dieser wie bei einem Unwetter verdunkelt und die Victoriafälle auch aus vielen Kilometer Entfernung zu sehen sind. Regenbögen spannen sich im Sprühnebel in perfektem Halbkreis über die Fälle, schmücken die Victoria Falls Brücke mit einem Heiligenschein und verbinden Zambia und Zimbabwe rechts und links des mächtigen Flusses wie eine Himmelsbrücke. Millionen glitzernde Tröpfchen schweben durch die Luft, streicheln die Haut und benetzen einen dichten Regenwald aus Farnen und Lilien, der sich unter ihrem beständigen Geriesel gebildet hat.





Nicht mal die Guides kriegen genug
Amon war schon hunderte Male da, um die krachende und sprühende Laune der Natur zu bestaunen. „Du musst die Fälle viele Male besuchen, damit du eine Ahnung von ihrer Schönheit bekommst“, sagt er. „Du musst bei hohem Wasser kommen, wenn sich der Fluss in donnerndem Gefälle nach unten entlädt und bei niedrigem Wasser, wenn glitzernde Rinnsale über die dunkel schimmernden Steine perlen. Du musst morgens und abends kommen, tags und bei Vollmond und natürlich einmal von Zimbabwe und einmal von Zambia aus.“
Pitschnass wird man in jedem Fall. Nur wer sich aus dem Himmel nähert, entgeht der Regendusche. Deshalb entscheiden sich wasserscheue Besucher für einen Flug mit dem Helikopter, der 15 Minuten lang seine Schleifen über dem grandiosen Spektakel dreht und nicht nur unvergessliche Ausblicke, sondern auch jede Menge Fotomotive bietet. Nachteil dieses attraktiven Vergnügens: Tagsüber knattert beständig ein Hubschrauber am makellos blauen Himmel und erinnert daran, dass dieses Naturschauspiel von touristischem Halligalli begleitet ist.



Die Legende um David Livingstone
Die heutigen Gäste sind jedoch nicht die ersten, denen die Victoriafälle das Adrenalin ins Blut schießen ließ. Die Fälle gibt es natürlich seit Jahrtausenden von Jahren, doch als Entdecker wird gewöhnlich der legendäre Missionar David Livingstone genannt. Tatsächlich hat er sie der westlichen Welt als erster in schillerndsten Farben beschrieben. Im Jahre 1855 näherte er sich mit dem Kanu und ließ sich auf eine Insel am Rand des herabstürzenden Wassers bringen, die heute nach ihm benannt ist. Er war so elektrisiert von dem Schauspiel und dem Nervenkitzel der drohenden Gefahr, dass er, so sagt es die Überlieferung, bis an die Kante kroch, um in die Tiefe zu blicken, wo das Wasser des Zambezis seinen Hexentanz aufführte.
Hätte es damals ein Bungee-Jumping-Seil gegeben, so muss man vermuten, hätte Livingstone sich auf der Stelle hinuntergestürzt. Heutzutage springen Mutige von der mehr als 100 Jahre alten Victoria Falls Brücke in die Tiefe. Floyd will es wagen. Schicksalsergeben lässt sich der drahtige Mann aus Botswana die Gurte anlegen und zur Kante führen. Dann schwingt er sich wie ein Adler ins Nichts und hüpft wenige Augenblicke später wie ein Jo-Jo am Seil auf und ab. „Das war genial“, erzählt er hinterher und trägt ein seeliges Grinsen im Gesicht.



Guide Amon wartet indessen geduldig, bis sich seine Gäste an der donnernden Wassershow sattgesehen haben und erwähnt, dass dieser Flecken Erde mitten in Afrika noch andere Entdeckungen bereithält. Auf der Zambia-Seite liegt der Mosi oa Tunya Nationalpark entlang des Zambezis. Hier schwingen sich Affen durchs Geäst und Elefanten naschen von den Mopane-Bäumen. Direkt am Fluss liegt das Toka Leya Camp, das nicht nur die Victoriafälle im Programm hat, sondern auch Ausflüge in die ehemalige Hauptstadt Livingstone mit dem Livingstone Museum, das dem Leben und Wirken des britischen Forschers gewidmet ist. Am Abend geht es dann ganz geruhsam mit dem Boot über den Zambezi auf der Pirsch nach Krokodilen und badenden Nilpferden. Dann klettert ein silberner Mond den Himmel hinauf, wirft eine schimmernde Spur aufs Wasser und bescheint in der Ferne wabernde Nebelsäulen – die Victoriafälle senden Rauchzeichen und locken für den nächsten Tag zu einem weiteren verrückten Abenteuer am Abgrund.
Weitere Informationen
Touren: Malawi bietet vor allem im Zentrum und im Süden viele interessante Anlaufstellen, die in kurzen Tagesetappen erreichbar sind. Eine denkbare Route für eine ein- bis zweiwöchige Tour, die zu den im vorangegangenen Artikel beschriebenen Höhenpunkten führt, kann wie folgt aussehen: 1. Hauptstadt Lilongwe mit Lilongwe Wildlife Centre, 2. Mua Mission mit Kungoni Centre of Culture and Art, 3. Monkey Bay mit See-Erlebnissen und Village-Tour (Übernachtung: Pumulani Lodge / www.pumulani.com), 4. Mangochi District mit Badeerlebnissen und Besuch eines lokalen Marktes (Übernachtung: The Makokola Retreat / www.makokola.com), 5. Liwonde National Park mit Wildlife-Erlebnis (Übernachtung: Mvuu Lodge / www.mvuulodge.com), 6. Zomba und Zomba Plateau mit Citytour und Hiken (Übernachtung: Sunbird Ku Chawe / www.sunbirdmalawi.com), 7. Blantyre mit Stadtbesuch und Ausflug zu den Teeplantagen (Übernachtung: Game Haven Lodge / www.gamehavenmw.com).
Gesundheit: Malawi ist Malariagebiet und eine Prophylaxe wird allgemein empfohlen. Vor der Reise ist deshalb eine ärztliche Beratung sinnvoll. Der Lake Malawi gilt grundsätzlich nicht als Bilharziose-See. Allerdings kommt der Erreger, vor allem rund um Monkey Bay, vor. In Absprache mit dem beratenden Arzt sollte jeder Besucher individuell entscheiden, wie er mit dem Risiko umgeht. Wenn Bilharziose erkannt wird, lässt sie sich leicht behandeln.
Sicherheit: Malawi gilt als eines der sichersten Länder Afrikas, wobei die allgemein auf Reisen üblichen Sicherheitsmaßnahmen auch hier getroffen werden sollten. Individuelle Besuche in Städten und auf Märkten gelten als unbedenklich, auch Wandern auf eigene Faust auf dem Zomba Plateau ist möglich. Diese gute Sicherheitslage macht Malawi zu einem idealen Selbstfahrerziel in Afrika.
Klima/Reisezeit: Malawi hat vor allem in Höhen von über 1.000 Metern ein sehr angenehmens tropisches Klima ohne schwüle Hitze. Als Jahreszeiten unterscheidet man die Trockenzeit von Mai bis November und die Regenzeit von Dezember bis April. Entlang des Sees herrscht ganzjährig gutes Reiseklima, für einen Besuch der Nationalparks und Abstecher in die Berge eignet sich besonders die Trockenzeit.
Gastronomie: Die Küche ist international geprägt, es finden sich vor allem Einflüsse der chinesischen, mediterranen und indischen Küche. Auf den Märkten gibt es ein reichhaltiges Angebot an Gemüsesorten und tropischen Früchten. Entlang des Sees wird fangfrischer Fisch angeboten. Für viele Malawier gehört zu jeder Mahlzeit ein Teller Nzima, ein fester Maisbrei, der gerne mit einem Relish aus Tomaten und Zwiebel gegessen wird. Den Status eines Nationalgetränks genießt M.G.T. (Malawi Gin Tonic), der mit im Land hergestelltem Gin gemixt wird.
Veranstalter: Attraktive und kompetente Touren durch Malawi bietet der Afrikaspezialist Abendsonne Afrika (www.abendsonneafrika.de).
Auskunft: Allgemeine Informationen zu Malawi finden sich unter www.malawitourism.com und www.visitmalawi.mw
Gutes tun: In Zomba leitet der Deutsche Wolfram Cüppers ein Zentrum der Nonprofit-Organisation Good Vision Glasses (www.goodvisionglasses.com), die zum Preis von 2.500 Kwatcha, circa vier Euro, im Land Brillen herstellt und an Bedürftige zu diesem für viele erschwinglichen Preis verkauft und an Schulkinder kostenlos verteilt. Die Brille wurde von Martin Aufmuth aus Erlangen entwickelt, der über den Verein EinDollarBrille e.V. einer stetig wachsenden Zahl von Menschen in Entwicklungsländern dringend benötigte Brille zu einem bezahlbaren Preis zur Verfügung stellt (www.eindollarbrille.de).
Buchtipp: „Zambia und Malawi“ aus dem Verlag Ilona Hupe, 416 Seiten, 25,90 Euro, aktualisierte Auflage für Frühjahr 2016 angekündigt.
Die Reise der Autor:in wurde von diversen Partnern vor Ort unterstützt. Die Sponsor nehmen keinen Einfluss auf die Inhalte. Der Beitrag einhält unter Umständen Affiliate Links. Erfolgt eine Bestellung über diesen Link, erhält Guide-to-Afrika eine kleine Provision. Das Produkt wird dadurch NICHT teurer.
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