Krüger Nationalpark Safari: Der Pafuri-Trail

von Jutta Lemcke

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Trekking im Krüger Nationalpark – das ist ein großes Abenteuer mitten in der Wildnis. Ein unvergessliches Erlebnis mit berechenbarem Risiko: Denn der Guide läuft vorweg und der Guide hat ein Gewehr.

Zu-Fuß-Safari im Krüger Nationalpark: Auf Tuchfühlung mit den Dickhäutern

„Go back, back to the fire“, Callum flüstert und fordert uns mit einer Handbewegung auf, den Rückzug anzutreten. Wenige Armlängen vor uns steht ein mächtiger Elefantenbulle und wirft verärgert den Rüssel hin und her. „Er ist in der Warnposition, noch kein Angriff“, beruhigt uns der Safari-Guide und nickt uns aufmunternd zu. Wir schleichen langsam rückwärts in Richtung Feuerstelle. Callum schnippt mit den Fingern. Er will dem Bullen zu zeigen, dass wir zwar nicht auf Kampf aus sind, uns aber auch nicht als Opfer zur Verfügung stellen. Andrew, Guide Nummer zwei, reckt sich hoch und zeigt mit ausgestreckten Armen Macht. Endlich, der riesige Dickhäuter wird wankelmütig, wedelt noch einige Male eindrucksvoll mit den Ohren und trottet dann laut knackend durchs Unterholz davon.

„Na, Angst gehabt?“, Callum grinst und verspricht ein paar echt gefährliche Stories nachher am Lagerfeuer.  Walking Trail mit Übernachtung im Zeltlager mitten im Busch des Krüger Nationalpark: So heißt das Abenteuer, das die vier Safari-Gäste gebucht haben. Die Trekking-Tour mit dem Namen Pafuri Trail führt durch traumhaft schöne Natur im Norden des Krüger Nationalparks in Südafrika. So groß wie der Bayerische Wald ist das Gebiet dieser privat geführten Makuleke-Concession zwischen den Flüssen Limpopo und Luvuvhu. Im Norden liegt Zimbabwe, im Osten Mosambik. Hier tummeln sich im südafrikanischen Winter riesige Elefantenherden. Löwen gehen nachts auf Jagd nach Büffeln und Leoparden halten Ausschau nach Impala-Antilopen. Flusspferde, Krokodile, Nashörner, Hyänen – die Makuleke-Concession in ein Paradies für Safari-Liebhaber.  

Luxus-Camping im Krüger Nationalpark

„Ein Walking Trail ist keine Jeepsafari“, das macht Callum gleich bei der Ankunft klar. Erste Regel: „Bleibt immer hinter mir und dem Gewehr!“ 15 Patronen, fein aufgereiht im Ledergürtel, hat der Guide dabei. Dazu ein Funkgerat, GPS, Kompass, Pfeife, Erste-Hilfe-Set, ein Feuerzeug, das auch bei Regen funktioniert und einen Aschebeutel, um festzustellen, woher der Wind weht, falls wir uns an Elefanten, Nashörner oder Büffel anschleichen wollen. Gut und gern 15 Kilo schleppt der junge Südafrikaner durch den Busch, während wir nur Wasserflaschen und Snackpaket im Rucksack tragen.

Wecken ist um 5.30 Uhr – in stockfinsterer Nacht. Schon ab 5 Uhr machen Steff und Sandra in dem Sechs-Zelte-Camp ein Lagerfeuer und stellen zerbeulte Kessel zum Kaffee kochen und Töpfe mit Porridge auf den Rost. Dann werden die Walking-Gäste nacheinander persönlich mit einem fröhlichen „Good morning“ geweckt.

Zunächst heißt es, sich in der Finsternis zurechtzufinden und alle Utensilien für die Tour zusammenzupacken. Kleidung nach der Zwiebeltechnik. Denn obwohl es nachts bis 5 Grad kalt werden kann, klettert das Thermometer tagsüber weit über 20 Grad und am Ende reichen Hemd und T-Shirt beim Laufen. Trotz einiger Einschränkungen ist dies ein „Luxus-Safari-Camp“ im Krüger Nationalpark. Die Iglu-Zelte sind mannshoch und mit Bett inklusive warmer Bettwäsche ausgestattet. Und damit sich keiner nachts in den Busch wagen muss, hat jedes Zelt eine extra abgeteilte Chemietoilette.   

Naturzauber aus allen Richtungen: Zu Fuß in der Tierwelt vom Krüger Nationalpark

Bald stolpern alle aus ihren Zelten und versammeln sich am wärmenden Feuer. Heißer Kaffee, Toast vom Grill und Porridge mit Honig – nach kurzer Stärkung geht es los. Bald schon zeigt sich die Sonne als orangefarbener Streifen am Horizont des Krüger Nationalparks und die Luft wird mild. Bizarre Baobab-Bäume zeichnen sich gegen den leuchtenden Himmel ab. Impalas stellen neugierig die Ohren auf und springen dann behende durchs Gras davon. Wie in einem Zauberwald umflattern kleine weiße und gelbe Schmetterlinge die Gruppe, und die bunt schillernden Bienenfresser-Vögel schweben von Baum zu Baum. Vergessen ist die Morgenkälte, es bleibt nur ein großes Staunen, welchen Zauber die Natur entfaltet. „Wartet nur, bis ihr die Wälder der Baobab und Feaver-Tree-Bäume seht“, schmunzelt Callum und findet, wir sollten jetzt doch bitte nicht bei jedem Impala anhalten.

Also geht es in strammem Gänsemarsch durchs trockene Gras auf den uralten Pfaden, die hier die Tiere getrampelt haben. Die Spuren im roten Sand und der Tierdung weisen den Guides den Weg. Sie wissen genau, ob der Leopard, der hier vor uns langschlich, männlich oder weiblich ist. Sie wissen auch, ob der eindrucksvolle braune Haufen vom Nashorn oder Elefanten stammt und wann die Kolosse ihr Territorium auf diese Weise markiert haben.  Der Trail führt in den Feaver-Tree-Forest – einen Wald, wie er nur im Märchen vorkommt. Die Stämme schimmern hellgrün im Morgenlicht und die lichten Baumkronen bilden ein Dach aus flirrenden Blättern. Sanft rieseln hellgelbe flauschige Blüten zu Boden und verbreiten einen honigsüßen Duft.

„Hier bin ich im Mittelpunkt der Welt“, sagt Callum und gesteht, dass er seinen Job als Walking-Guide in der Makuleke-Concession für nichts tauschen möchte. Doch schon liefert der Krüger Nationalpark seine nächste Überraschung. Ein dumpfes Grollen lässt den Boden erschüttern: Büffel. Die mächtigen Tiere donnern über die Grasebene und hinterlassen eine dichte Staubwolke.  Ein Warzenschwein rennt mit steil erhobenem Schwanz erschrocken davon. Nur die Elefanten, die in der Ferne von den Beeren des Nyala-Berry-Trees kosten, wissen, dass sie die heimlichen Könige der Wildnis sind und lassen sich nicht beeindrucken.

Andrew, der seine Safari-Gäste gewöhnlich durch den Süden des Krüger Nationalparks führt, gerät dann im Baobab-Wald völlig aus dem Häuschen. Er zieht seine Klick-Klack-Kamera hervor und dokumentiert jeden dieser skurrilen Bäume, die aussehen, als hätte sie jemand falsch herum in die Erde gesteckt. „Dahinten, in dem rund 2000 Jahre alten Baobab, wohnte bis vor einigen Jahren der Sangoma, der Wunderheiler, in einer Höhle“, erklärt Callum und wir stellen einmal mehr fest, dass dies hier eine fremde Welt ist, in die wir nur einen kleinen Einblick bekommen. 

Lagerfeuerromantik mitten im Krüger Nationalpark

Walking-Gast Thomas, ein Spanier mit deutscher Mutter und Wohnsitz in London, blieb bislang eher cool. Doch nun ergreift auch ihn das Afrika-Fieber. Mitten im Krüger Nationalpark rasten wir auf einer Lichtung über dem Luvuvhu und blicken gebannt auf rund zwanzig schlammfarbene Krokodile, die am anderen Flussufer unbeweglich im Wasser liegen und geduldig auf Beute warten. Für die Flusspferde, die gerade behende ins Wasser rennen, sind sie ungefährlich. Doch als sich ein junges Nyala-Weibchen den Urzeit-Reptilien nähert, halten alle die Luft an. Glück für das zarte Tier: Eine Gruppe Paviane rennt in diesem Moment kreischen aus dem Gebüsch und die gesamte Antilopenherde springt erschrocken davon.

Die Sonne senkt sich nieder und Callum mahnt zur Eile. Wer mit Guide und Gewehr tagsüber im Busch unterwegs ist, hat nichts zu befürchten. Doch nachts beherrschen die Tiere den Wald. Dann gehen die Löwen und Leoparden auf Jagd, dann wagt sich kein Mensch mehr aus dem sicheren Lager. Also marschieren wir zügig ins Camp zurück, über das sich die Baumkronen der Ana-Bäume wie das Dach einer Kathedrale spannen. Steff und Sandra haben schon Wasser auf dem Feuer gewärmt für die „heiße Dusche“ aus dem Eimer, und die Töpfe mit Gemüse und Kartoffelgratin köcheln bereits. Natürlich gibt es Fleisch vom Grill – das Nationalgericht der Südafrikaner – dazu Gin-Tonic und jede Menge südafrikanischen Rotwein.

Glücklich sitzt die kleine Gruppe ums Feuer und erzählt sich die Geschichten des Tages. Rund um das Lager knacken die Äste, Elefanten ziehen vorbei. Ein tiefes Atmen ist zu hören. „Leopard“, sagt Callum, „ganz in der Nähe“. Die Safari-Gäste sind nun schon Profis und wissen, dass sie im Lager nichts zu befürchten haben. Bald gähnen die ersten und kriechen in ihre Zelte. Sie schlafen einen tiefen Schlaf mitten im Krüger Nationalpark, umgeben vom fernen Brüllen der Löwen, dem Kreischen der Paviane und dem ständigen Knacken der Äste. Elefanten ziehen vorbei.    

Die Makuleke-Community: „Gäste sind herzlich willkommen!“

„Ich bin ein Makuleke“ – diese Antwort ist Standard, wenn Gäste fragen, welchem Stamm die Guides, Servicefrauen und Küchenmitarbeiter des Pafuri Camps angehören. Alle sind Makuleke. Sie sind die Besitzer dieses Naturparadieses hoch im Norden des Krüger Nationalparks und verpachten es an die Camp-Betreiber. Unter dem Apartheid-Regime wurden die Makuleke 1969 von ihrem Land vertrieben und gezwungen, sich am Westrand des Parks niederzulassen. 1996 erhielten sie unter der ANC-Regierung ihr Eigentum zurück. Doch die rund 5000 Makuleke-Familien entschieden, nicht zurückzukehren, sondern anderen Nutzen aus ihrem Landbesitz zu ziehen. Sie ließen etliche Interessenten antreten und gaben schließlich drei Projekten den Zuschlag: zwei touristische Camps mit ökologischen Grundsätzen und ein ökologisches Trainingscamp durften sich niederlassen. Diese zahlen regelmäßig Pacht und mussten sich verpflichten, ausschließlich Makuleke-Leute zu beschäftigen, wenn sich unter ihnen ein geeigneter Bewerber findet.

Die Familien der Makuleke wohnen in der Community, rund eine Autostunde westlich des Parks. Viele leben in Rondavels, traditionellen Rundhütten aus Lehm mit Grasdächern, die im Sommer kühl bleiben und im Winter die Kälte draußen halten. Doch das Gras muss jedes Jahr erneuert werden und so bauen immer mehr Makuleke moderne Steinhäuser. Zur Community gehören zwei Grundschulen, eine High School und zwei Büchereien, die von einer US-Amerikanerin gespendet wurden. Ein Kulturzentrum zeigt Bräuche und Handwerkskunst der Makuleke.

Dazu kommt ein Bed-and-Breakfast für interessierte Touristen. Sie werden in komfortablen Rondavels mit Dusche und WC untergebracht und erhalten Einblick in das Dorfleben. Asphalt-Straßen gibt es im Krüger Nationalpark nicht, die Wege sind aus festgeklopftem roten Sand, doch die Gärten und Grundstücke der Makuleke sind bestens gepflegt und blitzsauber. Hier kennt jeder jeden und Fremde sind mehr als willkommen. „Wir freuen uns sehr, wenn Gäste des Krüger Nationalparks nicht nur die Tiere sehen wollen, sondern auch an uns Menschen interessiert sind“, sagt Vettlee, die das Kulturzentrum leitet. Ob Schule, Bücherei oder der Wunderheiler Sangoma – Gäste werden bei den Makuleke im Krüger Nationalpark herzlich empfangen und voll Stolz durch die Community geführt.      

Weitere Informationen

Reisezeit:

Walking Safaris werden in der Regel nur in den südafrikanischen Wintermonaten angeboten. In dieser Zeit ist der Busch licht, so dass die Tierbeobachtung besser möglich ist und die Temperaturen sind zum Wandern nicht zu heiß. 

Tour:

Der Pafuri Walking Trail, das Pafuri Camp und die Community-Touren werden von der Safari Adventure Company angeboten (www.safariadventurecompany.com, Buchung nur über Reiseveranstalter). Die Safari Adventure Company betreibt rund 20 Camps und Lodges im südlichen Afrika. Sie setzt auf Naturschutz sowie sanften Tourismus und arbeitet mit den örtlichen Gemeinden zusammen. Auch die Bed-and-Breakfast-Übernachtung in der Makuleke-Gemeinde nahe dem Pafuri Camp können bei Safari Adventure Company angefragt werden.  

Die Reise der Autor:in wurde von diversen Partnern vor Ort unterstützt. Die Sponsoren nehmen keinen Einfluss auf die Inhalte. Der Beitrag einhält unter Umständen Affiliate Links. Erfolgt eine Bestellung über diesen Link, erhält Guide-to-Afrika eine kleine Provision. Das Produkt wird dadurch NICHT teurer.

Jutta Lemcke

Jutta Lemcke

Jutta Lemcke ist als Reisejournalistin weltweit unterwegs – am liebsten in exotischer Ferne. Schwerpunkte: das südliche Afrika mit Ländern wie Südafrika, Namibia, Botswana, aber auch Kreuzfahrten auf allen Weltmeeren und auf Flüssen.

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