Ecotourismus & Luxus: Ongava am Etoscha Park

von Jutta Lemcke

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Die neue Lodge Anderssons At Ongava im privaten Ongava-Wildreservat am Etosha Nationalpark geht neue Wege: Der Luxus-Unterkunft angeschlossen ist ein professionell ausgestattetes Forschungszentrum. Hier können Safari-Gäste den Wissenschaftlern über die Schulter schauen.  

Absolute Stille: Impalas in der Morgendämmerung

Über das karge Land mit den dornigen Büschen und knorrigen Bäumen legt sich ein rosa Schleier. Was in der Mittagssonne ausgedörrt und abweisend erscheint, schimmert am Morgen zart wie ein Tuschebild auf Seide. Komplette Stille. Eine Zirplerche ruft in den frühen Tag und hüpft nach Termiten pickend davon. Eine Gruppe seltener Schwarznasen-Impalas nähert sich vorsichtig dem Wasserloch. Wie Schattenrisse heben sich die grazilen Antilopen vor dem sanft schimmernden Morgenhimmel ab. Immer wieder bleiben die Tiere mit den auffälligen tiefschwarzen Streifen längs der Nase stehen. Ihre großen Ohren drehen sich wie Antennenschüsseln in alle Richtungen, um jedes noch so kleine Geräusch aufzufangen. Doch die hungrigen Löwen, Leoparden und Hyänen sind heute offenbar anderswo auf Beutefang und so zupfen die eleganten Tiere in der morgendliche Kühle sorglos an einigen braunen Halmen, die hier aus dem staubigen Sand ragen.

Das Ongava-Wildreservat am Etosha Nationalpark: Forschung und Ecotourismus vereint

So trocken war es in Namibia lange nicht mehr. Viele Jahre blieb der Regen aus. Der Etosha Nationalpark ist ausgedörrt und kahl wie ein Sandkasten. Doch im angrenzenden Ongava-Wildreservat südlich des staatlichen Parks ist die Situation ein wenig besser. „Hier finden Impalas, Zebras und Gnus noch für drei bis vier Monate Futter“, sagt Florian Weise. „In Ongava am Etosha wurde der Tierbestand in den vergangenen Jahren mit Weitsicht gemanagt, so dass wir keine so eklatante Überweidung haben wie in Etosha.“

Der in Berlin geborene Florian ist Biologe mit den Schwerpunkten Naturschutz und Wildmanagement. Er ist als einer von vier ständigen Forschern im Ongava Research Center (ORC) beschäftigt. Dieses wurde mit Hilfe privater Sponsoren in den vergangenen Monaten komplett neu aufgestellt, mit großzügiger Infrastruktur versehen und öffnet im Juni 2019 seine Pforten. Es befindet sich auf demselben Gelände wie die neu errichtete 4,5-Sterne-Safarilodge Anderssons At Ongava, die am 15. April 2019 eröffnet wurde. Pluspunkt für Safari-Gäste: Sie können nicht nur luxuriös wohnen, sondern den Forschern über die Schulter schauen und sich im Besucherzentrum zu ökologischen Themen informieren.

  

Die Artenvielfalt des Ongava Game Reserves im Angesicht der Trockenheit

Während die maximal 18 Safari-Gäste noch in ihren Betten liegen und das morgendliche Treiben der Wildtiere vor ihrer Terrasse beobachten, sind die Forscher schon unterwegs. Ihnen bietet das Ongava Wildreservat hervorragende Bedingungen, denn es beherbergt seltene Tiere wie das Breitmaul- sowie Spitzmaulnashorn und die Schwarznasen-Impalas. Mit seinen Tausenden von Tieren, fast 100 verschiedenen Säugetierarten und einer großen Vielfalt an Vögeln und Repitilien gleicht Ongava einem lebendigen Labor. „Die hiesige Gegend mit ihrer großen Trockenheit ist ein hochinteressantes, fragiles Ökosystem. Jeder Eingriff in die Natur ist viele Jahre und Jahrzehnte später noch zu spüren“, sagt Florian Weise. „Dieses Gebiet bestand bis zur Gründung von Ongava im Jahr 1991 aus Rinderfarmen. Wir Wissenschaftler sehen mit geschulten Augen auch heute noch, wo die Zäune standen.“

Vor allem blickt Florian Weise mit großer Aufmerksamkeit auf die nächsten Monate. Sobald die Tiere im Etosha Nationalpark wegen der extremen Dürre keine Nahrung mehr finden, werden sie versuchen, auf das umliegende kommunale Land oder in die angrenzenden privaten Wildreservate zu ziehen, prognostiziert Florian. Die Raubtiere aus dem Etosha werden ihrer Beute folgen, so dass ein Konflikt zwischen Mensch und Tier unvermeidlich ist. „Das wird ein Test für das Land“, vermutet Florian Weise, der sich intensiv mit Mensch-Tier-Konfliktforschung beschäftigt. Aus wissenschaftlicher Sicht sei die Dürre auf jeden Fall interessant. „Denn wir werden sehen, wie die Ökosysteme in dieser Stresssituation reagieren und erhalten dadurch wichtige Erkenntnisse über ihre Funktionsweise.“

Die Nashornpopulation erholt sich rund um den Etosha Nationalpark

Forschung und das erfolgreiche Management eines Wildreservats gehen in Ongava Hand in Hand.  „Nur wenn wir verstehen, wie die Ökosysteme funktionieren, können wir ein Wildreservat wie Ongava nachhaltig führen“, sagt Florian. Das sei ein begrüßenswerter Nebeneffekt, doch der tiefere Zweck des ORC ist die Forschung. Diesem Grundsatz folgt das Ongava Research Centre seit seiner Gründung im Jahre 2006 durch Dr. Ken Stratford, einem passionierten Naturschützer und Mitglied des Namibian Wildlife Conservation Trust. Unter seiner Leitung hat sich das Zentrum bereits auf verschiedenen Forschungsfeldern einen Namen gemacht.

Einen Schwerpunkt bildet der Nashornschutz. Vor rund 100 Jahren gab es weltweit nur noch etwa 20 frei lebende Breitmaulnashörner. Dank Naturschützern wie denen im ORC ist die Zahl auf nun gut 20.000 gestiegen. In Ongava erhöhte sich die Zahl von ehemals sechs auf nun 30 Tiere. Das ORC widmet sich zum Beispiel der Genanalyse der Nashörner, um ihre Familienzugehörigkeit zu bestimmen. Das ist eine wichtige Information, um Inzucht zu vermeiden und die genetische Vielfalt zu erhalten. Die Tiere werden außerdem medizinisch überwacht, bei Bedarf geimpft und durch Antiwilderereinheiten geschützt. Weitere Schwerpunkte des ORC liegen in der Forschung zu Löwen, Fleckenhyänen und Leoparden.

„Doch es geht uns nicht nur um Einzelthemen“, erklärt Dr. John Mendelsohn, der durch zahlreiche wissenschaftliche Buchveröffentlichungen bekannt ist und im November 2018 zum verantwortlichen Direktor des ORC ernannt wurde. „Wir wollen im ORC alle Aspekt des hiesigen Ökosystems verstehen und sie zueinander in Beziehung setzen. Dazu erheben wir umfangreiche Daten nicht nur zur Tierpopulation, sondern zu Geologie, den Wasserressourcen und dem Klima.“ Um diese umfangreichen Aufgabenstellungen zu bewältigen, ist das ORC mit neuen Mitteln ausgestattet worden, die in eine komplette Erneuerung und Aufwertung der Infrastruktur geflossen sind. Geldgeber sind private Spender wie die Gesellschafter des Ongava Game Reserves, West Midland Safari Park, die Zoological Society of Philadelphia und viele andere.  

Ongava Game Reserve am Etosha Nationalpark als Treffpunkt für internationale Wissenschaft

Das Ergebnis ist eindrucksvoll. Das Forschungszentrum auf dem Gelände des Ongava Game Reserves nahe der ebenfalls neu errichteten Lodge Anderssons At Ongava bietet eine Reihe von Gebäuden wie ein Besucherzentrum, einen Konferenzraum, Unterbringungsmöglichkeiten für Forscher und Studenten aus aller Welt und zwei Labore, darunter eines für Genanalysen. „Dank der neuen Einrichtungen können wir zu einem Treffpunkt und einem Zentrum für die internationale Wissenschaft rund um unsere Themenfelder werden“, erklärt John Mendelsohn.

„Wir arbeiten jetzt schon mit namhaften Einrichtungen zusammen, darunter die Universität von Namibia (UNAM) und die Namibia-Universität für Wissenschaft und Technik (NUST), und werden unser Netzwerk weiter ausbauen. Zu uns können alle Forscher kommen, die hier vor Ort zu ihrem Gebiet forschen wollen. Wir möchten ihnen die Möglichkeit geben, interdisziplinär zu arbeiten und sich mit Forschern andere Fachgebiete auszutauschen und zu vernetzen.“ Eingeladen sind alle Wissenschaftler, die sich mit folgenden Themen beschäftigen: Raubtiere, Geologie, Wasser, Gräser, Büsche und Bäume, Säugetiere, Raubvögel sowie Reptilien.  

Alle Angebote für Gäste optional

Doch Forschungszentrum und Safarilodge werden nicht die Augen voreinander verschließen. Getreu dem Motto „Wir schützen nur, was wir kennen und lieben“, sollen die Safarigäste auf Wunsch für ökologische Fragestellungen sensibilisiert werden. Auf jeden Fall wird es ein Informations- und Besucherzentrum sowie ein Planetarium geben. Auch Vorträge und Diskussionsrunden zu ausgesuchten Fachthemen sind geplant. Den Lodgegästen ist selbstverständlich freigestellt, ob sie die Angebote wahrnehmen wollen. Wer lieber entspannen oder die regulären Jeepsafaris durch das Wildreservat unternehmen möchte, ist ebenfalls herzlich willkommen.

Hightech und Natur Hand in Hand

Die neue Safarilodge Anderssons At Ongava ist eine attraktive Alternative zu den drei anderen Unterkünften im Ongava Game Reserve wie Little Ongava, Ongava Lodge und Ongava Tented Camp. Anderssons At Ongava bietet neun Suiten mit jeweils 72 Quadratmetern Größe, großer Aussichtsterrasse und 180°-Panoramablick. Auch in der Lodge gehen Hightech und Natur Hand in Hand. Jede Suite ist mit einem Bildschirm ausgestattet, auf dem die Gäste das Treiben am nahen Wasserloch beobachtet können. Sobald sich Nashörner, Löwen oder Elefanten oder andere interessante Tiere zeigen, wissen die Gäste sofort Bescheid und können zur großen Wildlife-Show am Wasserloch eilen.  

Weitere Informationen

Ongava Game Reserve: 30.000 Hektar großes privates Wildreservat am Südrand des Etosha Nationalpark nahe dem Andersson‘s Gate südlich von Okaukuejo. Alle beliebten Wildtiere Afrikas (außer Büffel) sind zu sehen. Anders als im angrenzenden Etosha Nationalpark können die Ranger auch offroad fahren und so näher an die Tiere herankommen (www.ongava.com).

Anderssons At Ongava: Komfortable Lodge in naturnahem, modernem Design mit neun Suiten von jeweils 72 Quadratmetern Größe, alle mit Aussichtsdeck, Innen- und Außendusche und allen Annehmlichkeiten, die von einer Premium-Lodge zu erwarten sind. Neueröffnung am 15. April 2019. Folgende Gemeinschaftseinrichtungen werden geboten: geräumige Lounge mit offenem Kamin, Bar, Blick auf das Wasserloch, Foto-Hide direkt am Wasserloch, Anbindung an das Ongava Research Centre (www.ongava.com/research).  

Anreise und Anfahrt: Die Anreise nach Windhoek, die Hauptstadt von Namibia, erfolgt direkt mit Air Namibia oder Condor. Weitere Fluggesellschaften wie South Africa Airways, Lufthansa, KLM und andere bieten Umsteigeverbindungen. Ab Windhoek geht es in der Regel über die Straße in einer Tagesetappe zum Ongava Game Reserve und/oder zum Etosha Nationalpark. Alternativ kann man mit dem Kleinflugzeug anreisen. 

Buchung: Namibia Tracks & Trails, PO Box 339, Swakopmund, Namibia, Tel. +264 64 41 6820, E-Mail travel@namibia-tracks-and-trails.com, www.namibia-tracks-and-trails.com

Allgemeine Auskünfte: Namibia Tourism Board, Schillerstraße 42-44, 60313 Frankfurt am Main, Tel. 069/1 33 73 60, www.namibia-tourism.com. Neben allgemeinen Informationen ist ein kostenloses Info-Paket erhältlich.

Reiseführer: Namibia – Reiseführer von Iwanowski: Individualreiseführer mit Extra-Reisekarte, 25,95 Euro. 

Die Reise der Autor:in wurde von diversen Partnern vor Ort unterstützt. Die Sponsor nehmen keinen Einfluss auf die Inhalte. Der Beitrag einhält unter Umständen Affiliate Links. Erfolgt eine Bestellung über diesen Link, erhält Guide-to-Afrika eine kleine Provision. Das Produkt wird dadurch NICHT teurer.

Jutta Lemcke

Jutta Lemcke

Jutta Lemcke ist als Reisejournalistin weltweit unterwegs – am liebsten in exotischer Ferne. Schwerpunkte: das südliche Afrika mit Ländern wie Südafrika, Namibia, Botswana, aber auch Kreuzfahrten auf allen Weltmeeren und auf Flüssen.

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